Freitag, 4. Februar 2011

Phnom Penh, Kambodscha


Müde vom Tet-feiern ging es für Chris und mich in den Nachtbus nach Phnom Penh – Hauptstadt Kambodschas.
Kambodscha ist für mich mittlerweile das 7. Land auf meiner Reise und ich war schon gespannt wie es sich von den anderen südostasiatischen Ländern die ich bisher kannte unterscheidet.
Nach der Ankunft von 100 Tuk-Tuk Fahren belagert  haben wir erst mal in unser bescheidenes Guesthouse eingecheckt und danach den Royal Palace und die Silberpagode besucht.
Der Thronsaal wurde für Krönungen und Zeremonien sowie Präsentation der Mandate von Diplomaten eingesetzt. Viele der Schmuckstücke die hier einmal angezeigt wurden, wurden  von den Roten Khmer zerstört.
Die Silberpagode heißt so zu Ehren ihres Bodens, der mit mehr als 5000 silbernen Platten (je 1kg schwer) bedeckt ist. Leider war der Boden zum größten Teil mit Teppich bedeckt und Fotos durften auch keine geschossen werden.













Anschließend sind wir gemütlich durch die Straßen, die viel französischen Einfluss hatten, geschlendert. Wenn man die großen Straßen verlässt sich man deutlich, dass Kambodscha ein sehr armes Land ist.
  Der große Central Market hatte leider aufgrund von Tet (wird bis zu 1 Woche lang gefeiert) geschlossen, nur außen waren ein paar Stände.



Den Abschluss des Sparziergangs machte Wat Phnom. Eine Pagode auf einem sagenhaften 27meter „hohen“ Hügel. War aber sehr schön angelegt mit einer riesen großen Uhr auf dem Boden des Hügels. 







Am nächsten Tag ging es vormittags ins Tuol Sleng Museum. Wieder grauenhafte Bilder und Geschichten...
Im Jahr 1975 wurde Tuol Svay Prey High School von Pol Pot‘s Sicherheitskräften übernommen und in ein Gefängnis verwandelt - als Security Prison 21 (S-21) bekannt. Dieses wurde bald das größte Zentrum der Inhaftierung und Folter im Land. Zwischen 1975 und 1978 wurden mehr als 17.000 Menschen in S-21 gehalten, um  auf den Killing Fields letztendlich getötet zu werden.

Wie die Nazis waren die Führer der Roten Khmer in akribischer Buchführung über ihre Barbarei. Jeder Häftling wurde fotografiert, manchmal vor und nach der Folter. Nahezu alle der abgebildeten Männer, Frauen und Kinder wurden später getötet. Lediglich 7 der bis zu 20.000 Gefangenen haben überlebt!












Sicherlich fragt auch ihr euch „warum“??
Keine Ahnung warum manche Menschen zu so was im Stande sind, aber Hintergrund der Geschichte ist jedenfalls folgender:
Die Roten Khmer begannen, die radikalen Ideen ihres „Bruders Nummer 1“ (Pol Pot) vom kommunistisch-primitivistischen Bauernstaat konsequent umzusetzen, und zwangen die Bevölkerung unter Androhung der Todesstrafe, die Hauptstadt binnen 48 Stunden zu verlassen. Sie sollten auf dem Lande als Bauern und Landarbeiter eingesetzt werden. Intellektuelle (auch Brillenträger wurden dafür gehalten) galten als überflüssig und unerwünscht. In den folgenden vier Jahren wurden vor allem der gebildete Teil der Bevölkerung und Regimekritiker von den Roten Khmer ermordet. So überlebten diese Episode der kambodschanischen Geschichte landesweit nur 50 Ärzte und 5.000 von vormals 20.000 Lehrern. Außerdem kam es infolge von Enteignungen und einer desaströsen Wirtschafts- und Handelspolitik zu Hungersnöten. Es wird vermutet, dass unter den Khmer Rouges 1,7 bis 2 Millionen Menschen ums Leben kamen. Die Herrschaft Pol Pots war ebenso von seiner Paranoia und der seiner Anhänger geprägt, die jeden, der nicht pünktlich zur Arbeit erschien, als Volksverräter bestraften. Die Kambodschaner waren gezwungen worden, schwarze Einheitskleidung zu tragen, und mussten täglich 12 Stunden und mehr unter schwersten Bedingungen Landarbeit verrichten, ohne entsprechend mit Nahrungsmitteln und Medizin versorgt zu werden. Schon nach kurzer Zeit konnten die Bauern nicht einmal mehr den Reisbedarf des eigenen Volkes decken, und nicht wenige mussten sich von Ratten ernähren, um nicht zu verhungern.
Im Inneren waren, einmalig für kommunistische Regimes, die Kommunistische Partei und ihre Führer mit Geheimhaltung umgeben; sie verbargen sich hinter einer vorgeblichen Organisation mit der Bezeichnung Angka. Den ersten öffentlichen Auftritt absolvierte Pol Pot rund ein Jahr nach der Machtübernahme im März 1976 als „Arbeiter einer Kautschukplantage“. Pol Pot ließ keine Biographie von sich veröffentlichen, es gab keine Textsammlungen und es gibt nur wenige Fotos von ihm. Viele Kambodschaner erfuhren erst nach seinem Sturz von der Identität ihres Regierungschefs.
Nicht zuletzt aufgrund der historisch gewachsenen Feindschaft zwischen Kambodschanern und Vietnamesen versuchte Pol Pot seinen Kommunismus an den chinesischen Weg anzulehnen, ohne dabei Kambodschas Eigenständigkeit aufzugeben. Zusätzlich glaubte er, Maos Kulturrevolution für die Umgestaltung Kambodschas übernehmen zu können.
Der Tod Maos und das katastrophale Scheitern seines 4-Jahres-Plans, den er 1976 ausgerufen und der eine Verdreifachung der Agrarproduktion vorgesehen hatte, trafen Pol Pot schwer, und er wurde zunehmend paranoid. In Folge dessen beschuldigte er sogar engste Mitarbeiter und Mitglieder der Partei der Sabotage. Es wurden Säuberungsaktionen durchgeführt, und jedes Parteimitglied, welches seiner Meinung nach versagt hatte oder mit den Vietnamesen sympathisierte, wurde verhaftet und getötet. Terror und Massenmorde nahmen nun zu. Die kommunistische Partei der Sozialistischen Republik Vietnam hatte jeglichen Einfluss auf ihre früheren Gesinnungsgenossen verloren.
1977 und 1978 gab es mehrere Angriffe der Roten Khmer auf vietnamesische Gebiete, die tausende von Zivilisten das Leben kosteten. Ende des Jahres 1978 begann Vietnam eine Invasion in Kambodscha, eroberte die menschenleere Hauptstadt Phnom Penh und installierte eine pro-vietnamesische Regierung unter Heng Samrin, einem Khmer-Rouge-Abtrünnigen. Rund 30.000 Rote Khmer flohen in das Umland, vor allem in die unwegsamen Dschungelgebiete an der Grenze zu Thailand. Sie kämpften in der Folge erbittert gegen die Invasoren, doch die Vietnamesen konnten sich halten.
Die Herrschaft Pol Pots war somit langfristig nicht mehr zu retten. Nach einem Interview im Jahre 1979 zog er sich lange Zeit aus der Öffentlichkeit zurück. Sein letztes Interview gab Pol Pot dem US-Journalisten Nate Thayer 1997 (Far Eastern Economic Review). Im Juni 1997 wurde Pol Pot von den Roten Khmer unter der Führung von Oung Choeun alias Ta Mok, der wegen seiner Brutalität als „Schlächter“ bezeichnet wurde und bis 1979 militärischer Oberbefehlshaber der Verwaltungszone Südwest des „Demokratischen Kampuchea“ gewesen war, aus seiner Führungsposition als „Bruder Nr.1“ verdrängt. Im Juli 1997 wurde Pol Pot auf einem Khmer-Rouge-Volkstribunal als Verräter zu lebenslanger Haft verurteilt.
Mit gemischten Gefühlen machten wir uns nach dem Muesumsbesuch auf zur Busstation, denn schon Mittags ging es weiter nach Siem Reap, vorallem bekannt wegen den dort ansässigen Tempeln von Angkor. Jipppiiii

Euer Butzi :-*

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